Windows Phone 7 Mango: Die neuen Features
(01.10.2011 00:00 CET)
Nachdem das Windows Phone 7-Update auf "Mango" gerade losgeht, hier noch einmal eine Auswahl der wichtigsten Neuerungen, die damit auf die Geräte gebracht werden:
Eigene Klingeltöne:
Eine Funktionalität, die zum einen so „normal“ ist, dass ihr Fehlen in der ersten Version für einiges Unverständnis gesorgt hat: Eigene Klingeltöne aus MP3s zu verwenden ist eine der Kernfacetten der Personalisierbarkeit eines Gerätes. Mit Mango ist dies endlich möglich, auch wenn der Weg dahin ein wenig erklärungsbedürftig ist. Die Anforderung an die MP3-Datei ist hier wichtig: Eine maximale Länge von 39 Sekunden darf sie haben, ansonsten wird sie auf dem Gerät nicht angezeigt.
Der Klingelton muss in der Zune-Software auf dem PC mit dem Genre „Ringtone“ versehen und dann auf das Phone übertragen werden. Danach steht der Klingelton unter „Benutzerdefiniert“ in den Klingeltönen des Gerätes zur Verfügung.
Eine ausführliche Beschreibung findet sich hier.
Stromsparmodus:
Einer der wichtigsten Faktoren bei einem mobilen Gerät ist die Laufzeit im Akkubetrieb. Viele Funktionen laufen vollautomatisch im Hintergrund: E-Mail- und Dienstkonten werden automatisch synchronisiert, Programme laufen teilweise im Hintergrund weiter etc. Diese Funktionen aber verbrauchen kostbare Akkukapazität, die am Ende eines langen Arbeitstags gegebenenfalls fehlt. Mit der Aktualisierung auf „Mango“ ist der so genannte Stromsparmodus hinzugefügt worden, der ein gewisses Maß an Kontrolle über den Stromverbrauch bietet.
Es können zwar keine Einzelfunktionen ausgewählt werden, Windows Phone behält sich die Kontrolle über die auszuschaltenden Hintergrunddienste bevor, der Benutzer kann aber den Stromsparmodus direkt aktivieren (beispielsweise, weil ein langer Arbeitstag ansteht und damit schon im Vorfeld Akkukapazität gespart werden soll) oder aber festlegen, dass er automatisch eingeschaltet wird, wenn der Akku in einen kritischen Bereich kommt.
Am unteren Ende des Informationsfensters finden sich dann Zustandsinformationen über bisherige Nutzung und verbleibende Nutzungsdauer des Gerätes.
Erweiterungen der Suche auf Musik, Barcodes, Übersetzungen:
In der ersten Version von Windows Phone 7 war bing exakt das, was auch auf dem PC damit verbunden wird: Eine Suchmaschine für Inhalte im Internet und auf dem Gerät. Mit dem Mango-Update ist hier einiges an Funktionen hinzugefügt worden. Die Funktionen an sich mögen auch in anderen Systemen vorhanden sein, Windows Phone integriert sie aber direkt in das Betriebssystem und macht sie somit viel effektiver verfügbar.
Musiksuche per bing:
Der eine oder andere Anwender kennt Shazam als willkommenes Hilfsmittel, ein Lied im Radio oder Fernsehen schnell identifizieren zu können. Der Nachteil: Als separates Programm muss es erst einmal aus dem Startmenü eines Gerätes gestartet werden, dann „zuhören“ und das Lied bestimmen. Leider ist das manchmal ein zu langwieriger Prozess, und das Lied ist vorbei, bevor man es bestimmt hat.
Bei Mango ist die Funktionalität (nicht die Anwendung Shazam!) direkt in die Suche integriert. Tippt man auf die Suchen-Taste und dann auf das Mikrofon, dann analysiert Windows Phone automatisch den gehörten Klang, stellt ihn dar und ermöglich den Kauf des entsprechenden Musikstücks/Albums über den Zune-Marketplace.
Übersetzungen über bing:
On- und Offline-Übersetzer gibt es einige, nur haben die den Nachteil, dass man nicht mal eben schnell ein Schild oder einen Text, den man unterwegs sieht, übersetzen lassen, ohne ihn abzutippen. In Mango nutzt Windows Phone dazu die Kamera des Gerätes, um einen Text aufnehmen zu lassen, analysiert diesen dann und lässt ihn in diverse Sprachen übersetzen und auf dem Bildschirm anzeigen. Damit kann ein fremdsprachiger Text schnell und einfach verstanden werden, ohne eine Zusatzapplikation zu benötigen.
Multitasking:
Man mag sich trefflich darüber in die Haare bekommen, in wie weit das Laufenlassen von mehr als einem Programm gleichzeitig auf einem mobilen Gerät Sinn macht, und in der ersten Version von Windows Phone 7 war dies dann auch einfach nicht möglich. Nichts desto trotz aber war der Wunsch der Anwender deutlich vorhanden, und damit Microsoft in dem Dilemma, eine vernünftige Umsetzung zu schaffen. In Windows Mobile 6.x, das ja echtes Multitasking unterstützte, waren im Hintergrund (meist unnütz) laufende Programme dafür verantwortlich, dass der Akku der Geräte schneller leer war, als es wünschenswert war, insofern war eine intelligente Umsetzung von Nöten.
In Mango können jetzt verschiedene Programme parallel ausgeführt werden und zwischen diesen durch einen längeren Druck auf die „Zurück“-Taste über die Liste der Laufenden Anwendungen gewechselt werden.
Parallel dazu können bestimmte Programme auch im Hintergrund weiterlaufen, hierzu gibt es einen eigenen Bildschirm in ein Programmeinstellungen namens „Hintergrundaufgaben“, in dem die im Hintergrund laufenden Applikationen angezeigt werden und über den dies auch ausgeschaltet werden kann. Hierfür sind allerdings Mango-Versionen der Programme nötig (sie jetzt nach und nach in den Marketplace kommen).
Aufgaben:
Kontakte, Termine und E-Mails wurden in der ersten Windows Phone-Version bereits mit Windows Live oder einem Exchange-Server synchronisiert, Aufgaben aber leider noch nicht. Mit Mango ist dem Kalender-Hub ein weiterer Bildschirm hinzugefügt worden, in dem Aufgaben eingegeben, verwaltet und Konten zugeordnet werden können.
Diese werden dann mit Windows Live oder Exchange synchronisiert und sind somit auch außerhalb des Windows Phones verfügbar.
Twitter und LinkedIn:
Eine der unbestrittenen Stärken von Windows Phone 7 ist die Integration der Sozialen Netzwerke direkt ins System. Über die eigene „Ich-Kachel“ kann direkt die eigene Timeline in den sozialen Netzwerken betrachten und durch neue Statusmeldungen verändert werden, in der ersten Version von Windows Phone 7 wurden Facebook und Windows Live unterstützt. Mit Mango sind nun endlich auch Twitter als zweitstärkstes privates und LinkedIn als stärkstes Business-Netzwerk hinzugekommen (letzteres allerdings bezogen auf den US-Markt, XING als deutsches Pendant kann nur per Drittanbieter-Software eingebunden werden).
Ein Grund dafür, dass es für Twitter ein wenig länger gedauert hat, ist die Authentifizierung, die in diesem Jahr durch technische Änderungen einen massiven Aufwand bei den Softwareherstellern verursacht hatte. Mango löst dies, indem die Anmeldung über den Umweg über Windows Live stattfindet, Änderungen also systemseitig (und nicht durch ein Geräteupdate) abgewickelt werden könnten.
Wie bei Facebook und Windows Live vorher ist die allgemeine Timeline der Kontakte im Kontakte-Hub platziert, wer gezielt die Timeline eines einzelnen Kontaktes über alle Netzwerke betrachten will, der wählt diesen im Kontakte-Hub aus und wischt dann einmal nach links, um in die Netzwerk-Ansicht dieses Kontaktes zu gelangen.
Programm-Übersicht:
Das Startmenü von Windows Phone ist im Gegensatz zu Windows Mobile nicht sortierbar, und das bringt einige unschöne Effekte mit sich: Weniger Übersicht, längeres Rollen durch das Menü bei zunehmenden Einträgen (was schnell passiert, denn der Marketplace ist ja nun mehr als gut gefüllt).
Übersteigt die Zahl der Einträge im Startmenü eine gewisse Zahl (45 geistert durch die Presse), dann wird automatisch eine „Application Jumplist“, ein Überblick wie bei den Kontakten, in dem auf einen Anfangsbuchstaben getippt und dann in einer Übersicht zum Anfangsbuchstaben des gesuchten Programms getippt werden kann, eingeblendet.
Kommunikationshistorie:
Je mehr Kontakte man in seinem Gerät verwaltet, desto mehr kommuniziert man. Das bezieht sich nicht nur auf Anrufe, sondern natürlich auch auf E-Mails und SMS. Mango hinterlegt die komplette Kommunikationshistorie direkt als weiteren Bildschirm in den Informationen zu einem Kontakt. Damit sind alle Informationen komplett gebündelt über den Kontakte-Hub abrufbar, ohne in andere Applikationen springen zu müssen.
Kontaktgruppen:
Oft will mein eine Nachricht an eine Gruppe von Kontakten schicken, mit der ersten Version von Windows Phone war dies bisher nicht möglich. Mit Mango werden Kontaktgruppen eingeführt, in denen gleichartige Kontakte (Familie, Freunde, Tennisverein…) zusammengefasst werden können und dann für Gemeinschaftsaktionen verwendet werden können.
Der eigentliche Reiz dieser Gruppierung findet sich dann aber einmal mehr in der tiefen Integration der sozialen Netzwerke in Windows Phone 7: Tippt man in den Kontakten eine Gruppe an, dann kann man wie bei einem Einzelkontakt durch Wischen nach links in den Feed der Statusupdates der Kontakte aus dieser Gruppe gelangen. Man kennt das Problem: Die Twitter-Timeline ist voll, die Facebook-Feeds ebenso, und oft gehen einem Nachrichten der Freunde oder Familie einfach durch. Jetzt nicht mehr!
Threaded Messages/Unified Inbox:
Die Trennung von E-Mail-Postfächern kann durchaus Sinn machen, kann aber, wenn die Mails gemeinsam bearbeitet werden (z.B. info@firma.de und support@firma.de) auch störend, weil aufwändiger als nötig sein. Mango erlaubt das Verknüpfen von Posteingängen auf Basis einzelner Konten (am Beispiel oben: die beiden Firmenadressen werden verknüpft, damit landen alle Mails in einem Posteingang), die Privatmails bleiben separat.
Über das Mail-Konto, von dem die Verknüpfung ausgewählt wird, wird festgelegt, welche Adresse beim Schreiben/Beantworten einer E-Mail verwendet wird.
Wie bei Outlook 2010 können E-Mails als Konversationen dargestellt werden, also unter einer Überschrift konsolidiert werden. Dies erspart die Suche nach einer E-Mail, die man zum Thema vor einiger Zeit mal geschrieben hat, zumal die Konversationsansicht die Nachrichten aus allen Ordnern (damit auch gelöschte und gesendete) zusammenfasst.
Speichern der Kameraeinstellungen:
Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht: Microsoft hatte die Einstellungen der Kamera eines Windows Phones bei jedem Beenden der Kamerasoftware auf die Standardeinstellungen zurückgesetzt, weil man der Auffassung war, dass die Standardeinstellungen die am häufigsten genutzten wären. Das traf nicht ganz den Wunsch der Benutzer: Wer in einem dämmrigen Raum den Blitz eingeschaltet haben möchte, der möchte das nicht für jedes Foto wieder tun… in Mango können die Einstellungen der einzelnen Parameter in der Kamera-Software gespeichert und mit einem Klick wieder auf die Standardeinstellungen zurückgesetzt werden. Damit hat der Anwender die optimale Kontrolle darüber, welche Einstellungen bei einem Start der Kamera verwendet werden.
Ebenfalls im Zusammenhang mit der Kamera neu hinzugekommen: Das Auslösen mit dem Finger als Focuspunkt auf dem Bildschirm.
Facebook- und Windows Live Chat:
Facebook und Windows Live bieten nicht nur eine statische Kommunikationsmöglichkeit, sondern – zumindest auf dem PC – auch die Möglichkeit, zu chatten. Auf Grund der Tatsache, dass ein Windows Phone im Normalfall immer mit dem Internet verbunden ist, kann diese Funktionalität mit Mango auch auf die Windows Phones gebracht werden. Der Anwender kann den Status festlegen (ob er verfügbar, beschäftigt, offline etc. ist) und dann auf Wunsch einen Chat initiieren.
Internet Explorer 9:
Über Gerätegenerationen hinweg war der Browser einer der Schwachpunkte von Windows Phone 7: zu langsam, zu unflexibel, zu wenig funktional. Das hat jetzt endlich ein Ende. Mit der mobilen Version des Internet Explorer 9 über das Mango-Update ist Windows Phone beim Surferlebnis endlich ganz vorne dabei: HTML5-Unterstützung, Ausnutzung der Hardwarebeschleunigung, schneller und performanter ist aktuell wohl kein mobiler Browser. Das ewige Thema "Flash-Unterstützung" ist allerdings immer noch eines, und das wird es formal auch bleiben: Auf Grund der Prozessorlast, der von Flash-Content verursacht wird, hat Microsoft die Implementierung solange verweigert, bis eine ressourcenschonende Implementierung seitens Adobe angeboten wird.... also vermutlich nie... :)
Und endlich sind auch die Benutzer, die sich von der einsamen Entscheidung des Suchanbieterwechsels seitens des Netzbetreibers gestört fühlten, beruhigt: Der Benutzer kann selber auf bing zurückwechseln:
Der neue Windows Marketplace im Web:
... siehe auch dieser Artikel ...
Überarbeitetes Live-Tile-Prinzip:
Die Live Tiles sind eine der augenfälligsten Neuerungen von Windows Phone gewesen: Auf den ersten Blick kann auf der Startseite erkannt werden, ob es neue SMS, Mails, Anrufe, aber auch Nachrichten im Reader, Wettervorhersagen etc. gibt. Dies allerdings setzte bisher voraus, dass der Entwickler eine nicht unkomplexe Server-Infrastruktur aufbaute, die dann das einzelne Gerät informierte, und für jede Anwendung gab es nur ein Live Tile, was beispielsweise bei den meist in Kategorien aufgeteilten Nachrichten aus RSS-Feeds oder dem Google Reader keine optimale Information zuliess. Mango hat des nun grundsätzlich überarbeitet:
Zum einen kann eine jede Applikation meherer Live Tiles verwenden (so beispielsweise eine pro Feed oder Nachrichtenkategorie, eine pro Stadt der Wetter-App etc.). Zum anderen sind die Benachrichtigungen nun auch intern möglich, können also ohne Umweg über eienn Server direkt vom Gerät an die Live-Kachel gesendet werden.
Und so weiter…
Viele weitere Verbesserungen sind nicht direkt ersichtlich... beschäftigt man sich mit seinem Mango Gerät, dann fallen noch wochenlang Dinge auf, die verbessert wurden. Die von Microsoft angekündigten „über 500 neuen Funktionen“ sind also nicht alle gleichzeitig zu finden oder offenbar, eines steht aber fest: Der Quantensprung, den Windows Phone mit dem Mango-Update gemacht hat, ist an allen Ecken spürbar.
Preis:
Kostenloses Update ab dem 26.09.2011, rollierend ausgerollt.
Fazit:
Wer die erste Version von Windows Phone schon nicht mochte, der sollte trotzdem einen Blick riskieren, nur bleibt eines festzuhalten: Bestimmte Dinge sind einfach strategisch festgelegt und werden sich auch nicht ändern (ein beliebtes Beispiel hier das Fehlen der Synchronisation mit einem lokalen Outlook).
Dafür festigt Windows Phone mit dem Mango-Update die Rolle als frischstes und komfortabelstes mobiles Betriebssystem ganz deutlich.
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